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Noriaki Kasai und der ewige Traum von Olympiagold

Olympia: Die Sportwelt verneigt sich vor dem ältesten Olympiamedaillen-Gewinner im Skispringen, doch der sieht sich noch nicht am Ziel. Einblicke ins Seelenleben des 41-jährigen Japaners.



Wenn ein Sportler im Alter von 41 Jahren bei Olympia Silber gewinnt und Athleten hinter sich lässt, die 20 und mehr Jahre jünger sind als er, dann kann man ihn getrost als Legende bezeichnen. Für Noriaki Kasai, der am Samstag in Sotschi wieder mal Skisprunggeschichte geschrieben hat, gilt das doppelt. Vor der Art und Weise, wie der Japaner in diesem Winter so stark wie unerwartet wieder in die absolute Weltspitze vorgeflogen ist, zehn Jahre nach seinem letzten Sieg im Weltcup, kann man nur den Hut ziehen.

Doch Kasai reicht das noch nicht. Er sieht sich trotzdem noch nicht als Legende, wie er selbst sagt. "Erst muss ich Olympiagold gewinnen." Ein Wahnsinn.

Kasai ist eine Inspiration

Bei der Pressekonferenz der Medaillengewinner wirkte es fast wie eine Huldigung, was Gold-Springer Kamil Stoch und Bronzemann Peter Prevc über den Mann von der japanischen Insel Hokkaido sagten. Dass es eine Ehre ist, neben ihm auf dem Podest zu stehen. Dass er eine Inspiration ist, als Sportler und als Mensch.

Und das kommt nicht von ungefähr. Denn nicht nur Kasais sportlicher Erfolg inspiriert, sondern auch die Art und Weise, wie er ihn nach außen trägt. Auf den ersten Blick wirkt es vielleicht gierig, wenn er sagt, Silber reiche ihm noch nicht. Doch es ist seine Lebenseinstellung, sich nicht auf dem Erreichten auszuruhen. Und er will nicht nur den eigenen Erfolg, er will auch, dass andere von ihm profitieren: "Meine Medaille soll ein Zeichen für alle Sportler dieser Welt sein, dass man nie aufgeben darf und dass es nie zu spät ist", sagt er. "Man muss für seine Ziele kämpfen und sich immer neue setzen. So kann man immer weitermachen im Leben. Und nur so war es möglich, dass ich diese Medaille gewinnen konnte."

Mental fokussiert auf den Erfolg – auch in schwierigen Zeiten

Das ist wohl Kasais größte Stärke: Der Wille, immer weiterzumachen und seine Ziele nicht aus den Augen zu verlieren – auch wenn es mal nicht so läuft. Nach Olympia 1998 in Nagano, wo er als fünfter Mann die Gold-Medaille mit der Mannschaft verpasste, wollte er schon aufhören, verriet er nach seinem Silber-Triumph. "Ich dachte damals, ich schaffe es nie", sagt Kasai. "Aber ich habe trotzdem immer weitergemacht und versucht, meine Technik zu verbessern." Auch in den Jahren, als er von der Weltspitze weit entfernt war. Obwohl er sich immer wieder umstellen musste durch sämtliche Regel- und Materialänderungen im Skispringen. Er könnte Motivationstrainer werden, er könnte ein Buch schreiben mit seiner Lebenseinstellung, dieser unglaubliche Japaner.

Aber dafür ist (noch) keine Zeit. Kasai will immer noch weitermachen, will immer noch skispringen. Auch bei den nächsten beiden Winterspielen 2018 und 2022, bis es schließlich klappt mit der Goldmedaille. Er will trotz seines Alters immer noch „meine Technik verbessern.“ Und er möchte, dass das ganze japanische Team von seiner Stärke profitiert: "Es war immer mein Ansporn, dass unsere Mannschaft besser wird", sagt er. Die nächste Gelegenheit kommt schon am Montag, wenn er sein Land im Team zu einer Medaille im Mannschaftsspringen führen möchte.

"Skispringen ist mein Leben"

Kasai müsste das alles nicht. Er ist wie alle japanischen Skispringer bei einer Firma angestellt und hätte auch ohne Madaillen und Siege sein monatliches Gehalt auf dem Konto. "Aber Skispringen ist mein Leben", sagt er. "Ich springe einfach zu gerne und ich liebe das Gefühl, zu siegen."

Doch nicht zuletzt ist Kasai ein Sportler mit Herz, der auch Gefühle zeigt – nicht zuletzt deshalb ist er wohl der Skispringer mit den meisten internationalen Fans. 2011 nach der Reaktor-Katastrophe in Fukushima sammelte er Spenden für Kinder in der Unglücksgegend, lud betroffene Familien zum Sommer-Grand-Prix nach Hakuba ein. Seine Silber-Medaille widmet er nun seiner jüngeren Schwester, die derzeit im Krankenhaus liegt. "Ich hoffe, dass sie dadurch schnell wieder gesund wird", sagt Kasai.

Er ist ein sympathisches Phänomen. Wer würde es diesem Mann nicht gönnen, seinen Traum von Olympiagold irgendwann wahrzumachen.

Skispringen.com, 16.02.2014


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