Konsequenzen nach Chaos-Skispringen gefordert

Weltcup: Die Skisprung-Farce von Zakopane löste emotionale Reaktionen bei allen Beteiligten hervor, ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner fordert nun Konsequenzen. Die Skisprungfans geben den Kritikern mit großer Mehrheit Recht.

Österreichs Cheftrainer Alexander Pointner stürmt auf FIS-Renndirektor Walter Hofer zu und redet energisch auf ihn ein. Es war ein Bild, das bezeichnend für das Einzelspringen im polnischen Zakopane war. Die Entscheidungen der Jury sorgte für emotionale Reaktionen und heftige Kritik von Athleten und Trainern.

"Die letzten Springer wurden hier vorgeführt"

Besonders böse erwischte es Thomas Diethart und Andreas Wellinger. Nachdem die beiden Athleten bei ihren ersten Sprüngen aufgrund einer langsamen Anlaufspur keine Chance auf Top-Weiten hatten, beschwerte sich auch Bundestrainer Werner Schuster bei Hofer. Am Ende durften sowohl Diethart als auch Wellinger nochmal ran – die äußeren Umstände waren zu diesem Zeitpunkt allerdings noch schlechter als zuvor. "Es war am Schluss höchst unfair für die letzten zwei Springer", lautete die heftige Kritik von Bundestrainer Werner Schuster: "Man hat ihnen eine zweite Chance gegeben, aber sie wurden hier vorgeführt."

Pointner wirft Verantwortlichen Provokation vor

Cheftrainer Alexander Pointner legte sogar Protest gegen die Wertung des Wettkampfes ein – vergeblich. "Ich bin auch noch provoziert worden. Und das habe ich, ehrlich gesagt, nicht nötig", meinte ein sichtlich echauffierter Pointner, ohne jedoch Namen nennen zu wollen.

» Springer und Trainer einig: Gefährlich und unfair

Pointners Argument: Durch den Regen und die warmen Temperaturen befand sich Wasser in der Anlaufspur. Dies habe nicht nur dafür gesorgt, dass sich die Anfahrtsgschwindigkeit enorm verschlechterte, sondern die Sprünge äußerst gefährlich wurden. "Es bestand die Gefahr, dass man am Schanzentisch stürzt – und das sind die gefährlichsten Stürze, die im Skispringen passieren können“, so Pointner. Besonders ärgerlich fand der 43-Jährige, dass man von diesen Umständen wusste und dennoch auch den Deutschen Andreas Wellinger noch von der Schanze schickte. "Am Ende muss man froh sein, dass nichts passiert ist. Es hätten die wildesten Stürze passieren können.“

Pointner will Konsequenzen: ÖSV-Präsident soll einschreiten

Um ähnliche Situationen in Zukunft zu verhindern, hofft Pointner nun auf Konsequenzen. Noch während des Wettkampfes hat der Erfolgstrainer mit ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel telefoniert. Der Sportfunktionär soll der Angelegenheit nun nachgehen. "Diese Situation muss aufgearbeitet werden", verlangte Pointner.

Skisprung-Farce sorgt für heftige Kritik im Netz

Auch im Internet sorgte der skandalöse Wettkampf in Zakopane für heftige Reaktionen. Die deutliche Mehrheit der Skisprungfans kritisierte die Verantwortlichen für die Durchführung. "Solch ein Bewerb hätte von Vornherein gestrichen werden müssen, aber es muss halt mit aller Gewalt ein Ergebnis her", lautet einer der kritischen Kommentare auf der Facebook-Seite von skispringen.com. Eine ähnliche Meinung vertritt skispringen.com-Leser 'Sofo': "Selbst wenn das Reglement ermöglicht, sich an veränderte Windbedingungen besser anzupassen, heißt das nicht, dass man Wettkämpfe unbedingt unter allen Umständen zu Ende bringen muss."

Eine Rekordbeteiligung verzeichnete die skispringen.com-Umfrage zum Thema. Innerhalb von nicht einmal 24 Stunden stimmten über 7.900 Skisprungfans ab: Mit 83 Prozent (Stand: 20.01.2014 / 17:40 Uhr) sprach sich eine deutliche Mehrheit dafür aus, dass man den Wettkampf früher hätte abbrechen müssen. Nur 17 Prozent waren der Meinung, dass es richtig war, den ersten Wertungsdurchgang zu absolvieren.

Skispringen.com, 20.01.2014