Vor Beginn der Vierschanzentournee schreibt Jochen Danneberg bei skispringen.com über den Reiz der Tournee und seine Favoriten. Aus deutscher Sicht traut der zweifache Tournee-Sieger vor allem Andreas Wellinger viel zu.
Die Jochen-Danneberg-Kolumne wird Ihnen präsentiert von HolidayCheck
Wir alle freuen uns auf die anstehende Vierschanzentournee – die Athleten sicher ebenso wie die Fans. Auch ich freue mich auf ereignisreichen Tage, über die ich mit meiner persönlichen Meinung und Einschätzung bei skispringen.com berichten werde.
Top-Favoriten sind klar, Überraschungen möglich
Die Vierschanzentournee war schon zu meiner Zeit als aktiver Skispringer das bedeutendste Ereignis im Skispringen. Es ist kein leeres Gerede, dass dies einer der Saisonhöhepunkte ist und von keinem anderen Weltcup erreicht wird, was die Medienaufmerksamkeit und Massenwirksamkeit angeht. Im Vergleich zu meiner Zeit hat sich die Bedeutung dennoch gewandelt – denn inzwischen weiß man schon vorher ziemlich genau, wen man nach den ersten Weltcups zu den Favoriten zählen darf. Zu unserer Zeit war es so, dass mit der Tournee die internationale Wettkampfsaison begann. Wir hatten also die härteste Show gleich zu Beginn, denn im Sommer sind sich die Springer meist aus dem Weg gegangen.
In diesem Jahr gehe ich davon aus, dass die Weltcupführenden auch die Vierschanzentournee bestimmen werden, zumindest wenn das Wetter mitspielt. Hier rechne ich mit Kamil Stoch, Andreas Wellinger und Gregor Schlierenzauer – müsste ich tippen, würde ich mich auf den Endstand in dieser Reihenfolge festlegen. Nach den konstanten Vorleistungen glaube ich an einen Gesamtsieg von Kamil Stoch. Gregor Schlierenzauer ist diesmal zwar nicht der Top-Favorit, doch wer die Rechnung ohne ihn macht, könnte ein böses Erwachen erleben.
Janne Ahonen sollte man nicht unterschätzen
Trotzdem gibt es auch Athleten, mit denen man bei der Tournee rechnen muss, obwohl sie jetzt noch nicht unter den Top-Favoriten sind. Dazu zähle ich vor allem Simon Ammann und Janne Ahonen. Der Finne weiß besser als alle anderen, wie man die Tournee gewinnt. Obwohl er das Comeback wegen Olympia gestartet hat, wird die Vierschanzentournee in den kommenden Tagen in seinem Fokus sein. Ich bin mir sicher, dass er dort nicht hinfährt, um Dritter oder Vierter zu werden.
Wellinger ist größter Hoffnungsträger für Deutschland
Neben Andreas Wellinger ruhen die deutschen Hoffnungen auf Severin Freund. Ihm traue ich Top-Einzelergebnisse zu, doch für eine Top-Platzierung in der Gesamtwertung müsste er in mancher Hinsicht noch stabiler werden. Bei der Tournee würde ich in diesem Jahr Andreas Wellinger stärker einschätzen, er springt einen erfolgsversprechenden Stil. Richard Freitag dürfte ebenso zu Top-Leistungen fähig sein. Ich denke nicht, dass die Knochenhautentzündung in zurückgeworfen hat. Vielleicht ist es sogar ein kleiner Vorteil, dass er zuletzt eine Pause eingelegt hat. Klar ist, dass die deutsche Mannschaft sehr gut aufgestellt ist. Ich bin nicht der erste, der sagt: Es wird Zeit für einen großen Titel. Doch das wird nicht ganz einfach, denn einen Kamil Stoch muss man erst einmal schlagen.
Schmitt hätte Continentalcup gewinnen müssen
Wieder einmal im Fokus der Öffentlichkeit wird Martin Schmitt stehen. Über ihn mag ich mir kein eindeutiges Urteil erlauben, weil ich ihn in diesem Winter noch nicht gesehen habe. Um ähnliche gute Ergebnisse wie im letzten Jahr zu erzielen, hätte er allerdings im Continentalcup gewinnen müssen. So bleibt die Erkenntnis, dass es eine sehr schwierige Aufgabe für ihn wird. Er ist sicherlich noch zu guten Leistungen in der Lage, doch an eine große Top-Platzierung glaube ich nicht. Das hat er in seiner besten Zeit nicht gepackt – und in diesem Jahr wird es umso schwerer.
Es dürfte kein Geheimnis sein, dass eine sehr spannende Tournee bevorsteht. Ich hoffe, dass das Wetter mitspielt und die Wettkämpfe fair verlaufen. Dann werden sich die besten Skispringer durchsetzen.
