Weltcup: Gregor Schlierenzauer und Anders Bardal entscheiden sich für den Aufzug anstatt für die Anlaufspur. Mit dieser Entscheidung setzen sie ein Zeichen, das Mut erfordert.
von Marco Ries
Die Verlegung des Weltcup-Auftakts vom hohen Norden nach Mitteleuropa sollte für eine erhöhte Aufmerksamkeit sorgen – sowohl bei den Zuschauern, die letztlich für eine gute Stimmung an der Schanze sorgen, als auch bei den Medien, die den Sport der Öffentlichkeit präsentieren. Nach dem Wochenende von Klingenthal ist klar: Die Verantwortlichen des Internationale Skiverbandes (FIS) haben die gewünschte Aufmerksamkeit erzielt.
Doch die Aufmerksamkeit gilt dieser Tage weniger dem skispringerischen Geschehen, denn speziell am Sonntag hielt sich der sportliche Wert in durchaus engen Grenzen. Die Medien berichten vielmehr über ein Ereignis, das zumeist als Eklat betitelt wird. Doch ist es wirklich ein Eklat, wenn die besten Athleten des letzten Jahres ein Skispringen boykottieren, das von sportlicher Fairness noch weiter entfernt ist wie München von Olympischen Winterspielen?
Wikipedia beschreibt einen Eklat als "ein im negativen Sinne aufsehenerregender Vorfall", der Duden nennt "Skandal" als mögliches Synonym. Doch weder haben Schlierenzauer und Bardal für einen Skandal gesorgt, noch haben sie einen im negativen Sinne aufsehenerregenden Vorfall verursacht. Sie haben sich vielmehr getraut, nein zu sagen. Nein zum Druck von außen, nein zu Weltcuppunkten, nein zu Geldprämien. Das erfordert Mut – und ist nicht negativ sondern positiv.
